Trift: Beschwerde für den Erhalt eines Naturjuwels
Aqua Viva und der Grimselverein möchten das Naturjuwel Trift erhalten. Die unberührte Berglandschaft beherbergt gefährdete Arten und müsste gemäss aktueller Untersuchungen aufgrund ihres ökologischen und landschaftlichen Werts dringend geschützt werden. Durch das geplante Wasserkraftwerk mit Stausee würde das Gebiet jedoch vollständig zerstört. Aqua Viva und der Grimselverein reichen daher Beschwerde ein beim Verwaltungsgericht des Kantons Bern gegen die Konzessionserteilung.
«Die Ergebnisse vorliegender, wissenschaftlicher Studien müssen ernsthaft geprüft und in die Interessensabwägung einbezogen werden. Verglichen mit dem Verlust an Natur und Landschaft ist der energiewirtschaftliche Nutzen des Wasserkraft-Projekts gering», sagt Salome Steiner, Geschäftsleiterin von Aqua Viva.
Studien aus den letzten drei Jahren haben den ökologischen Wert des Trift-Gebiets und seine Schützenswürdigkeit nachgewiesen. Der Kanton Bern hat diese Studien bei der Interessensabwägung im Zusammenhang mit der Konzessionserteilung nicht berücksichtigt. Die Studien haben beispielsweise 58 Wasserinsekten im Trift-Gebiet nachgewiesen, die durch das Projekt ihren Lebensraum verlieren. Darunter zwei Arten der Roten Liste, zehn potenziell gefährdete Arten, sieben national prioritäre Arten und vier Alpen-Endemiten – also Arten die ausschliesslich im Alpenraum vorkommen. Die Studien belegen ausserdem, dass das Triftgebiet die Kriterien zur Aufnahme ins Bundesinventar der Auen erfüllt, eines der sechs Gletschervorfelder in der Schweiz mit den grössten Lebensraumpotentialen ist und zudem eine Landschaft mit sehr hohen Qualitäten, welche den angrenzenden BLN-Gebieten ebenbürtig ist.
Doch nicht nur aus ökologisch, wissenschaftlicher Sicht ist das Gebiet schützenswert. Auch die Schweizer Bevölkerung wünscht sich den Erhalt der letzten unberührten Gewässer. Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage gaben 74 Prozent der Befragten an, dass die letzten natürlichen und naturnahen Gewässer unter Schutz gestellt werden sollen. 62 Prozent lehnen zudem den Bau von neuen Wasserkraftanlagen in wertvollen national geschützten Auen und Mooren ab.
Fraglich ist zudem, ob das Vorhaben in Einklang steht mit geltendem Recht sowie internationalen Verträgen. So heisst es beispielsweise in Art. 22 des Bundesgesetzes über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte, dass Naturschönheiten zu schonen und da, wo das allgemeine Interesse an ihnen überwiegt, ungeschmälert zu erhalten sind. Auch die von der Schweiz unterzeichnete Alpenkonvention fordert den Erhalt besonderer natürlicher und naturnaher Landschaftsstrukturelemente, Biotope, Ökosysteme und traditioneller Kulturlandschaften.
«Es geht um unsere letzten unberührten Gewässerandschaften, die wir alle lieben und brauchen. Deren Wert müssen wir anerkennen und langfristig erhalten. Denn auch unsere Kinder möchten noch unberührte Natur erleben», sagt Nick Röllin, Präsident des Grimselvereins. Aqua Viva und der Grimselverein möchten mit der Beschwerde das Trift-Gebiet erhalten und auf die prekäre Situation unserer Gewässerlebensräume aufmerksam machen.
freie Bilder
Zitierte Studien
Das Gutachten der Firma gutwasser und der Gewässerökologin Dr. Verena Lubini hat im Trift-Gebiet 58 Wasserinsekten nachgewiesen. Darunter zwei Arten der Roten Liste, zehn potenziell gefährdete Arten, sieben National Prioritäre Arten und vier Alpen-Endemiten.
→ Mary Leibungut (2022): Gletschervorfeld Trift. IGLES-Kartierung.
Die aktuelle Kartierung des Trift-Gebiets von Mary Leibungut zeigt, dass dieses die Kriterien für die Aufnahme ins Bundesinventar der Auen erfüllt und somit geschützt werden müsste.
→ geo7 (2021): Alpine Auen. Entwicklung 2000-2100.
Die Studie von Geo7 hat ergeben, dass sich das Triftgebiet unter den sechs wertvollsten bis ins Jahr 2100 eisfrei werdenden Gletschergebieten der Schweiz befindet.
Ein Landschaftsgutachten von Hans-Michael Schmitt zeigt, dass das Trift-Gebiet hohe bis sehr hohe Landschaftsqualitäten aufweist und demnach ein besonderer Schutzbedarf vorliegt.
Die Eawag zeigt, dass kälteliebende Gewässerbewohner zukünftig auf Gewässer in höheren Lagen angewiesen sind - insbesondere auf die durch die Gletscherschmelze freiwerdenden Flächen.