Die Thursanierung bei Wattwil ist ungenügend
Die 1. Etappe der Thursanierung bei Wattwil wird zu eng geplant, auf Kosten des Gewässerschutzes. Mehrere Umweltverbände erheben dagegen Einsprache. Sie vermissen die Ausschöpfung vorhandener Potenziale, eine korrekte Interessenabwägung und eine verbindliche Gesamtplanung. Der Kanton muss mit der Gemeinde über die Bücher.
Bis zum 4. März lag das Projekt Thursanierung Uelisbach öffentlich auf. Das Projekt sieht die zu zaghafte Revitalisierung eines 400 Meter langen Abschnittes der Thur vor. Gegen dieses Teilprojekt erheben Aqua Viva, Pro Natura St.Gallen-Appenzell und der WWF St.Gallen Einsprache.
Potential wird nicht ausgeschöpft
Die Schutzverbände beanstanden die unzureichende Aufweitung der Thur oberhalb der SOB-Brücke. Das Flussbett müsste 45 Meter breit sein. Stattdessen soll es nur 26 Meter betragen. Damit können die gesetzlich vorgeschriebenen gewässerökologischen Minimalziele nicht erreicht werden: Es werden keine dynamischen Lebensräume wie bewachsene Kies- und Sandbänke, Rückläufe, Kolke und Tümpel entstehen. Seltene von der Flussdynamik abhängige Amphibienarten werden so nicht gefördert.
Beidseits der Thur wäre genügend Raum für ein breiteres und vielfältigeres Flussbett mit erhöhter Flussdynamik vorhanden. Rechtsseitig wird der Raum jedoch nicht genutzt, um den Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche zu minimieren. Linksseitig soll aufgrund der vorhandenen Grundwasserschutzzone Rickenhof von der Aufweitung abgesehen werden. Vertiefte Abklärungen zu möglichen Brunnenverlegungen sind nicht erfolgt, wären aber eine zwingende Voraussetzung für eine solide Interessenabwägung.
Mit dem geplanten Projekt erhält die Thur insgesamt zu wenig Raum, obwohl er vorhanden wäre. Infolgedessen wird dieses Projekt die bestehenden ökologischen Defizite nicht beheben können. Das Gewässerschutzgesetz verpflichtet jedoch zur Wiederherstellung des natürlichen Verlaufes. Ausnahmen von dieser Vorgabe zur Schonung von Kulturland sind nicht vorgesehen.
Thursanierung zentral
Dass die Thur aufgrund der Defizite beim Hochwasserschutz und des Gewässerschutzes saniert werden muss, ist unbestritten. Es geht deshalb nicht um das Ob, sondern um das Wie bei der Thursanierung. Die Thur braucht mehr Platz, damit Hochwasser schadlos abgeführt werden können. Sie braucht Platz, damit die bis 1 Meter erodierte Sohle wieder angehoben werden kann. Sie braucht mehr Platz, damit sich die typischen Lebensräume eines dynamischen wieder entwickeln können und Tiere und Pflanzen ein Zuhause finden. Mit einer klug geplanten und gesetzeskonformen Thursanierung können der Hochwasserschutz gesichert, der Fluss ökologisch aufgewertet und die Naherholung der Wattwilerinnen und Wattwiler gefördert werden. Diese Verpflichtung und Chance gilt es zu packen!